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„Koch den scheiß Kaffee selber“ – happy Muttertag!

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Ich koche meinen Kaffee selber und kann währenddessen sogar noch tweeten! Foto: privat

Liebste Grüße und Umarmungen an Alle, die sich aufgrund des Muttertags unwohl oder traurig fühlen.

Das Problem, über das wir sprechen sollen, ist die direkte Assoziation zwischen „Mutter“ und „Haushalt“. Stattdessen reden Männer über ihren angeblichen Anspruch, von Frauen versorgt zu werden.

Es ist wieder soweit! Einer der Tage, an denen die Geschlechterrollen am stärksten reproduziert werden, ist wieder da: Der Muttertag! Neben den Magazinartikeln mit DIY-Vorschlägen hat auch dieses Jahr die Empfehlung nicht gefehlt, den Müttern Gegenstände zu schenken, mit denen sie noch mehr unbezahlte Arbeit treiben sollen. So fand das eine Supermarktkette völlig sinnvoll, den Müttern mit einer Näh- oder Kaffeemaschine, oder gar einem Bügeleisen oder Staubsauger „danke schön“ zu sagen: „Danke Mama, dass du mir hinterher putzt und Kaffee kochst. Hier, ein zutreffendes Elektrogerät für dich, mit dem du diese Arbeiten weitertreiben kannst.“ Ich hab eine Idee: Wie wäre es, wenn ihr euren scheiß Kaffee selber kocht?

Die Reaktion auf diese Art von beschissenen Werbungen kommt noch immer hauptsächlich von Menschen, die sich schon mit Genderpolitik auseinandersetzen. Nachdem ich die o.g. Werbung gesehen habe, habe ich einen Tweet geschrieben und Männer „Volltrottel mit Bremsspuren“ genannt – in dem Zusammenhang, dass Haushalt gleich mit dem weiblichen Geschlecht assoziiert wird. Oder gibt es Werbungen für Staubsauger im Zusammenhang vom Vatertag?

Empörung, Empörung überall: Persönlich beleidigte Männer melden sich zu Wort. Der eine behauptet, dass Männer von Frauen in den Krieg gezogen werden, und deshalb einen persönlichen Anspruch zu haben, dass er nicht putzen oder kochen muss. Soweit ich die Welt verstehe, werden Kriege von Männern gestartet und geführt. Außer wenigen Ausnahmen, die die Regel machen. Wenn ihr Kriege startet und entscheidet, dass Menschen sterben sollen, dann kämpft diese Kämpfe selber. Wenn ihr sterben wollt, dann macht doch – aber ohne mich. Daraus einen Anspruch auf eine moderne Sklaverei zu ziehen – ich entscheide wer lebt und stirbt und deshalb muss ich versorgt werden – weist allerdings meiner Meinung nach auf eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hin.

Ein anderer beleidigter Mann schreibt: „Danke, dass ihr in Buden lebt, die von Männern gebaut wurden, auf Bürgersteigen geht, die von Männern gepflastert sind, in von Männern konstruierten Autos, auf von Männern asphaltierten Straßen fahrt und in Kanalisationen uriniert, die ausschließlich von Männern gereinigt werden.“

Viel zu mutig für einen Mann, der in einem Land lebt, in dem Frauen bis 1977 ohne Erlaubnis ihres Ehemannes nicht arbeiten durften. Auch wenn er ihr erlaubt hätte zu arbeiten, durfte er ihr hart verdientes Geld verwalten: Sie hat gearbeitet, er hat ihren Gehalt bekommen und ausgegeben, wie er lustig war. Bis 1962 durften nämlich deutsche Frauen nicht über ihr eigenes Bankkonto verfügen.

Das Problem, über das wir sprechen sollen, ist die direkte Assoziation zwischen „Mutter“ und „Haushalt“, sodass Unternehmen Profit daraus ziehen können und wir das nicht infrage stellen. Mütter sollen noch mehr unbezahlt arbeiten, und sie mit Muttertagsgeschenken dazu zu zwingen sei eine schöne Geste. Anstatt über diese Missstände zu sprechen, erhalte ich seit Tagen Nachrichten von beleidigten Männern, die mir erzählen, wie gut sie putzen und kochen können. Ist das euer Ernst?

Außerdem: Könnt ihr wirklich so gut putzen? Dann habe ich nämlich eine wundervolle Geschenkidee! Bastelt Gutscheine für eure Mütter, die sie einlösen können, wenn ihre Wohnung geputzt werden muss. Dann könnt ihr sie besuchen und ihre Wohnung putzen als DANKESCHÖN für all die Jahre, in denen sie für euch geputzt hat! Glaubt mir, sie freuen sich.

Solange ihr euch persönlich angegriffen fühlt und den Status quo verteidigt, wenn wir soziale Ungerechtigkeiten thematisieren, seid ihr Teil des Problems. Solange ihr euch versucht von den Strukturen zu distanzieren, die diese Ungerechtigkeiten verursachen, seid ihr Teil des Problems. Sobald ihr eingesteht, viel zu lange davon profitiert zu haben, Teil des Problems zu sein, können wir anfangen miteinander zu reden. Solange ihr aber das Problem und die Ursachen verleugnet, werdet ihr weiterhin profitieren – natürlich auf Kosten anderer und bleibt Teil des Problems. Euch daraus einen Opferstatus zu verpassen ändert diese Tatsache nicht – ihr seid und bleibt verantwortlich. Die entscheidende Frage ist: wie lange wollt ihr das noch sein? Bevor ihr mir versucht zu beweisen, was für ein dummes Zeug ich labere, solltet ihr die Frage für euch beantworten können – wenn ihr könnt.

Happy Muttertag allen.

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